In Sachsen leben weit über 100.000 Menschen mit der Diagnose Demenz. Doch nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen sind stark von den Auswirkungen der Erkrankung betroffen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat der Freistaat Sachsen unter der Verantwortung des Sozialministeriums die Sächsische Demenzstrategie und den Landesdemenzplan Sachsen entwickelt – als Antwort auf die Nationale Demenzstrategie auf Landesebene. Beide Dokumente wurden nach einem breiten Beteiligungsprozess mit Fachleuten, Trägern, Pflege- und Krankenkassen sowie Betroffenen und ihren Familien erarbeitet und nun im Kabinett beschlossen.
Die Strategie und der Plan bilden zusammen einen Leitfaden für eine demenzfreundlichere Zukunft. Sie zeigen auf, wie Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsangebote zielgerichtet weiterentwickelt und wie gesellschaftliches Bewusstsein für Demenz geschärft werden können. Besonders im Fokus: die Stärkung und Entlastung pflegender Angehöriger – darunter auch junger Menschen, die Verantwortung in der Familie übernehmen.
Sozialministerin Petra Köpping bringt es auf den Punkt: „Mit der Sächsischen Demenzstrategie setzen wir ein klares Signal: Wir nehmen die Perspektiven von Betroffenen und ihren Familien gezielt in den Blick, setzen uns für ihre Bedürfnisse ein und arbeiten daran, dass unser Land demenzfreundlicher wird.“
Mit vier zentralen Handlungsfeldern – von Öffentlichkeitsarbeit über Versorgung bis zur Angehörigenunterstützung – bietet der Landesdemenzplan konkrete Maßnahmen für mehr Teilhabe, bessere Versorgung und mehr Verständnis im Alltag. Dabei bleibt er entwicklungsoffen, um flexibel auf neue Bedarfe reagieren zu können.

Der Landesdemenzplan leicht verständlich zusammengefasst

In unserem Wissensarchiv stellen wir Ihnen nun einen inhaltlichen Überblick zu dieser 95-seitigen Publikation zusammen. Sie können unten auch die vollständige Fassung lesen oder herunterladen.
Erklärfilm Demenzstrategie
Einführungstext
Der Landesdemenzplan Sachsen beschreibt, wie die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen verbessert werden soll. Es wurden vier große Themenfelder (Handlungsfelder) mit insgesamt 12 Maßnahmen erarbeitet. Ziel ist es, gute Versorgung, bessere Information und mehr Teilhabe zu ermöglichen. Der Plan ist flexibel und kann angepasst werden.
1. Aufklärung und demenzfreundliche Orte schaffen
1.1 Mehr Wissen über Demenz für alle (Vgl. S. 5–11)
Viele Menschen wissen wenig über Demenz. Deshalb sollen Veranstaltungen, Infofilme, Aktionen in Schulen und Broschüren helfen, das Thema bekannter zu machen. Auch Orte wie Bibliotheken oder der Nahverkehr sollen genutzt werden, um Informationen zu verbreiten. Ziel: Weniger Berührungsängste und mehr Verständnis.
1.2 Schulungen für Berufsgruppen (Seiten 12–15)
Menschen mit Demenz begegnen vielen Berufsgruppen, z. B. Polizist*innen oder Mitarbeitenden im Supermarkt. Sie sollen besser verstehen, wie man mit betroffenen Menschen gut umgeht. Dafür sind Schulungen geplant – auch online.
1.3 Teilhabe am Alltag ermöglichen (Seiten 16–18)
Menschen mit Demenz sollen so lange wie möglich aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Es braucht z. B. Museumsführungen, Sportangebote oder inklusive Veranstaltungen. Auch in ländlichen Regionen sollen solche Angebote ausgebaut werden.
2. Gute Versorgung in Medizin und Pflege
2.1 Bessere Betreuung in Kliniken und Heimen (Seiten 20–29)
Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sollen demenzfreundlicher werden: z. B. durch klare Wegweiser, weniger Hektik, spezielle Fachkräfte und eine gute Übergabe zwischen Krankenhaus und Pflegeeinrichtung. Beispiele dafür gibt es bereits in Sachsen.
2.2 Mehr Wissen für Pflege- und medizinisches Personal (Seiten 30–35)
Pflegekräfte und Ärzt*innen sollen besser auf den Umgang mit Demenz vorbereitet werden. Dafür gibt es Fortbildungen und neue Weiterbildungen. Auch Ehrenamtliche und Auszubildende sollen Demenzwissen erhalten.

3. Beratung, Betreuung und Wohnen
3.1 Bessere Beratung für Betroffene und Angehörige (Seiten 37–44)
Viele wissen nicht, wo es Hilfe gibt. Beratungsstellen sollen besser erreichbar und bekannter werden – auch digital. Ziel ist es, eine gute Versorgung zu Hause oder im Heim zu erleichtern.
3.2 Angebote zur Entlastung (Seiten 45–50)
Entlastungsangebote wie Besuchsdienste oder Tagespflege sollen gestärkt werden. Besonders wichtig ist es, dass diese niedrigschwellig und einfach zu nutzen sind.
3.3 Wohnformen für Menschen mit Demenz (Seiten 51–56)
Es braucht mehr passende Wohnformen, z. B. betreutes Wohnen oder Wohngemeinschaften. Auch Pflegeheime sollen stärker auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz eingehen.
3.4 Bessere Zusammenarbeit (Seiten 57–60)
Pflege, Medizin, soziale Arbeit und Kommunen sollen sich besser vernetzen. Nur gemeinsam kann eine gute Versorgung sichergestellt werden.
4. Hilfe für Angehörige und früh Erkrankte
4.1 Unterstützung für Angehörige (Seiten 62–68)
Pflegende Angehörige brauchen mehr Anerkennung und Hilfe. Angebote wie Beratung, Austauschgruppen oder Pflegekurse sind geplant.
4.2 Unterstützung für Betroffene im frühen Stadium (Seiten 69–73)
Menschen mit beginnender Demenz sollen weiterhin selbstbestimmt leben können. Sie sollen bei der Planung von Angeboten beteiligt werden und eigene Unterstützungsformate erhalten.
4.3 Pflege-Lots*innen in Betrieben (Seiten 74–76)
Arbeitgeber sollen Pflege-Lots*innen einsetzen, die Mitarbeitende mit Pflegeaufgaben unterstützen – z. B. mit Infos oder der Vermittlung von Hilfe.
5. Beobachtung und Weiterentwicklung
Es wird regelmäßig geprüft, was gut läuft und wo nachgebessert werden muss. Der Plan wird weiterentwickelt, wenn neue Herausforderungen entstehen.
6. Weiterentwicklung des Demenzplans
Der Landesdemenzplan ist nicht starr, sondern ein sogenanntes „entwicklungsoffenes Konzept“. Das bedeutet: Er kann regelmäßig überprüft, ergänzt und an neue Erkenntnisse und Bedürfnisse angepasst werden. Beteiligte Fachleute, Betroffene und Angehörige sollen weiterhin mitreden dürfen. Ziel ist es, auf aktuelle Entwicklungen flexibel zu reagieren.
7. Exkurse – Prävention, Früherkennung, Young Careres
7.1 Prävention – Demenz vorbeugen (Seite 81)
Viele Risiken für Demenz können durch einen gesunden Lebensstil verringert werden: zum Beispiel durch Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Teilhabe und Bildung. Die Exkurs-Seite zeigt, wie wichtig gesundheitsfördernde Maßnahmen auch im Alter sind – sowohl für den Einzelnen als auch in der Gesellschaft.
7.2 Früherkennung – Demenz früh erkennen und handeln (Seite 83)
Eine frühe Diagnose ist wichtig, um rechtzeitig Hilfe zu bekommen und Maßnahmen planen zu können. Der Text betont die Rolle von Hausärzt*innen, besserer Aufklärung und niedrigschwelliger Angebote, um Demenz möglichst früh zu erkennen und Betroffene gut zu begleiten.
7.3 Young (Adult) Carers – Junge Pflegende unterstützen (Seite 85)
In Sachsen kümmern sich auch viele Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene um Familienmitglieder mit Demenz. Das ist oft eine große Belastung. Der Plan hebt hervor, dass diese jungen Pflegenden mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung brauchen – z. B. in Schule, Ausbildung oder durch spezielle Beratungsangebote.

Parallel zur Veröffentlichung des Landesdemenzplan ist die Sächsischen Demenzstrategie veröffentlicht worden. Eine Zusammenfassung in leicht verständlicher Sprache finden Sie in unserem Beitrag zur Landesdemenzstrategie.