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Sächsische Demenzstrategie

Die Sächsische Demenzstrategie setzt die Nationale Demenzstrategie auf Landesebene um und orientiert sich dabei gezielt an den besonderen Bedingungen in Sachsen – etwa der ländlichen Struktur, regionalen Versorgungslandschaft und den Erfahrungen von Betroffenen vor Ort. Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern, bestehende Angebote weiterzuentwickeln und neue Bedarfe frühzeitig zu erkennen. Entstanden ist die Strategie in einem breiten Beteiligungsprozess mit Fachkräften, Trägern, Pflege- und Krankenkassen sowie Betroffenen und Angehörigen. Sie dient als Leitlinie für ein gemeinsames, abgestimmtes Handeln in allen relevanten Bereichen – von der medizinischen Versorgung über die Beratung bis hin zur gesellschaftlichen Teilhabe. Dabei ist sie entwicklungsoffen angelegt, um flexibel auf neue Herausforderungen reagieren zu können.

Ausgangslage in Sachsen

Die Zahl der Menschen mit Demenz nimmt zu, besonders in den ländlichen Regionen Sachsens. Pflegende Angehörige übernehmen einen großen Teil der Versorgung – oft mit großer Belastung. Die bestehenden Angebote sind teils gut, aber nicht überall erreichbar oder bekannt. Es gibt Nachholbedarf bei Beratung, Schulung und Vernetzung.

Abbildung: Anteil an Demenz erkrankter Menschen in den Landkreisen und Kreisfreien Städten (S.10)


“In Deutschland hat Sachsen einen der höchsten Anteile an Menschen mit Demenz an der Gesamtbevölkerung mit 3,82 Prozent (Stand 2022). Bei 94.000 Menschen ab 40 Jahren im Freistaat wurde eine demenzielle Krankheit innerhalb eines Jahres ärztlich dokumentiert.” Im Landkreis Görlitz ist der Anteil am höchsten. Auch die Landkreise Mittelsachsen und Bautzen sind stark betroffen. Unter den Kreisfreien Städten ist Leipzig an oberster Stelle. Der geringste Anteil an demenzerkrankten Menschen wurde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dokumentiert.

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (2024). Darstellung Ramboll Management Consulting

Zudem wurde deutlich: Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wünschen sich mehr Teilhabe, Würde und Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Diese Erkenntnisse stammen u. a. aus Beteiligungsprozessen mit Betroffenen, Fachkräften und Institutionen.

Siehe Seiten 6–11


Leitziele der Strategie

Die Sächsische Demenzstrategie verfolgt drei zentrale Ziele:

  1. Menschen mit Demenz sollen selbstbestimmt leben können.
  2. Angehörige sollen entlastet und gestärkt werden.
  3. Alle gesellschaftlichen Bereiche sollen demenzfreundlicher werden.

Die Umsetzung erfolgt in enger Abstimmung mit Fachkräften, Trägern und Betroffenen – regional angepasst.

Siehe Seite 12


Handlungsfelder der Demenzstrategie

1. Öffentlichkeit und Bewusstsein stärken (Seite 15)

Die Bevölkerung soll mehr über Demenz wissen, um Vorurteile abzubauen. Durch Kampagnen, Veranstaltungen und demenzfreundliche Orte soll Verständnis entstehen. Auch junge Menschen sollen über Demenz informiert werden – etwa in Schulen.

2. Medizinische und pflegerische Versorgung verbessern (Seiten 16–17)

Menschen mit Demenz brauchen verständnisvolle, kompetente Behandlung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Praxen. Dafür sind Schulungen für Fachpersonal wichtig – sowie angepasste Strukturen, z. B. weniger Reizüberflutung in Kliniken oder demenzfreundliche Hausarztpraxen.

3. Beratung und Unterstützung ausbauen (Seiten 18–19)

Viele wissen nicht, wo sie Hilfe finden. Ziel ist es, flächendeckende, verständliche und niedrigschwellige Beratung anzubieten – vor Ort wie auch digital. Auch der Ausbau von Entlastungsangeboten für Angehörige ist geplant.

4. Teilhabe und selbstbestimmtes Leben ermöglichen (Seite 20)

Menschen mit Demenz sollen so lange wie möglich aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – z. B. durch Freizeitangebote, Sportgruppen oder barrierefreie Kulturangebote. Auch betreute Wohnformen oder Demenz-WGs sind Teil dieses Handlungsfelds.

Überblick vorhandener Strukturen

Die demenzbezogene Infrastruktur in Sachsen ist regional sehr unterschiedlich. Faktoren wie Altersstruktur, Bevölkerungsdichte oder Versorgungslage beeinflussen die Nachfrage und Zugänglichkeit von Angeboten. Jede Region steht dabei vor eigenen Herausforderungen, abhängig vom Engagement vor Ort und den Schwerpunkten der lokalen Akteure. Besonders in ländlichen Gebieten erschweren demografische Entwicklungen die Versorgung. Deshalb wird eine bedarfsgerechte, regionale Sozialplanung immer wichtiger – auch für Menschen mit Demenz. Die folgende Darstellung gibt einen Überblick in welchen Landkreise und kreisfreien Städten es welche demenzspezifischen Angebote es im Bereich Versorgung und Beratung gibt:

Abbildung: Demenzspezifische Beratungs- und Versorgungsangebote nach Landkreisen und Kreisfreien Städten (S. 17) / Quelle: Landesinitiative Demenz Sachsen e. V. Alzheimer Gesellschaft (2024). Darstellung Ramboll Management Consulting

Bei den Netzwerkstrukturen gibt es eine Einordnung nach Aktiven Allianzen, einmalig geförderten Angeboten, Mitgliedschaften der
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. und weiteren Netzwerken, die regional als Ansprechpartner aggieren. Demenznetzwerke verbinden die lokale Akteure und Angebote und verfolgen damit das allegemeine Ziel, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen bestmöglich vor Ort zu unterstützen, damit sie in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. Aus der folgenden Abbildung einer Netzwerkkarte sind die Strukturen abgebildet und zeigen an, in welchen Räumen diese wirken.

Abbildung:
Netzwerkstrukturen im Bereich Demenz / Quellen: Netzwerkstelle Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz (2024); Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.(2024); Landesinitiative Demenz e. V. Alzheimer Gesellschaft (2024) sowie Webseiten der Lokalen Allianzen und Träger. Darstellung Ramboll Management Consulting


Besonderer Fokus: Pflegende Angehörige und junge Helfende

Viele Angehörige übernehmen die Pflege – oft ohne ausreichende Unterstützung. Die Strategie sieht deshalb gezielte Entlastungsangebote vor, auch für junge pflegende Angehörige („Young Carers“), die noch zur Schule gehen oder in Ausbildung sind. Sie brauchen besondere Rücksicht und Begleitung, damit Schule, Arbeit und Pflege vereinbar bleiben.

Siehe Seite 21 – 22


Grundprinzip: Entwicklungsoffen und kooperativ

Die Strategie ist kein starres Konzept, sondern soll sich weiterentwickeln – je nach Bedarf. Dabei werden Betroffene, Fachleute und regionale Akteure regelmäßig eingebunden. Ziel ist eine dauerhafte Zusammenarbeit auf Augenhöhe.


Die komplette Fassung zum lesen und herunterladen

Parallel zur Veröffentlichung der Sächsischen Demenzstrategie ist der Landesdemenzplan veröffentlicht worden. Eine Zusammenfassung in leicht verständlicher Sprache finden Sie in unserem Beitrag zum Landesdemenzplan.